Mit der Ernennung von Matthias Lilienthal zum künstlerischen Leiter und Geschäftsführer der Hebbel-Theater GmbH im September 2003 wurde aus dem Hebbel-Theater das HAU1, einer der drei Spielorte des Bühnenkombinats HAU Hebbel am Ufer. Diese ‘NeuBEgründung‘ analysiert Diedrich Diedrichsen in seinem Essay “Kontexterzwingung und Aufeinanderangewiesensein: Dichtes Milieu und Live Feuilleton – ein Werbetext“:
„Mit dem HAU Hebbel am Ufer entstand dann erstmals eine Institution, die auf diese Gemengelage reagierte; nicht nur auf inhaltlicher, sondern vor allem gerade auf institutioneller Ebene. Das HAU als mehrteilige Verkettung von Orten artikulierte, indem es drei Spielorte, die für sehr unterschiedliche Formate darstellender Kunst im weitesten Sinne geeignet sind, dass das, was man an diesen Orten macht zusammengehört, ohne dass es dafür offensichtliche Gründe geben musste: es entwickelte eine Form.“
Das Aufeinanderangewiesensein diskursiver und künstlerischer Formate hatte Folgen, die der Autor besonders schätzt:
„...natürlich hat längst nicht alles mit allem zu tun, was am HAU stattfindet und wenn ich jeden Abend dort tatsächlich mein kulturelles Umfeld treffen würde und könnte, hätte ich längst die Stadt verlassen. Sehr viel häufiger bin ich ganz alleine dort und frage mich im Foyer des HAU2, versunken in die Betrachtung der vorbeifahrenden U1, wieso zu dieser Veranstaltung jetzt nicht diese oder jene Person erschienen ist.“
Diese Frage begleitet das Publikum auch jedes Jahr im August. Das Festival, das bis 2012 in Kooperation mit der "TanzWerkstatt Berlin" (zuhause im Podewil) veranstaltet wurde, wird seit dem Amtsantritt von Annemie Vanackere vom HAU Hebbel am Ufer allein verantwortet. Sie hat mit ihrem Engagement dafür gesorgt, dass das Festival besser finanziert ist, und wer wollte es heute in Frage stellen? Es hat sich als fester Bestandteil im Berliner Kulturkalender etabliert und das Hebbel-Theater gehört wie seit 1988 ganz selbstverständlich als Aufführungsort dazu. Die Tänzer*innen, Choreograph*innen und Zuschauer*innen aus aller Welt kommen im August in einen Theaterbau, der einst weder für Diskurse noch theatrale, tänzerische Experimente gebaut worden ist. Viele sind denn auch bei ihrem ersten Besuch im HAU1 überrascht. Sie stehen vor einer steinernen Trutzburg und sitzen später im mahagonigetäfelten Jugendstil Zuschauersaal oder schauen gelegentlich von der Bühne in den Saal.