Choy Ka Fai (SG)

Versuche, das Tanzerbe zu bewahren, gleichen oft religiösen Riten: Nur ein erwählter Schüler darf die Werke weitergeben, er verkörpert die Tradition und muss darauf achten, im Sinne des “Meisters” zu handeln. Einen direkteren Weg zum Werk wählt Choy Ka Fai in seiner Lecture Performance “Notion: Dance Fiction”. Er verkabelt seine Tänzerin mit einer Apparatur, die in der Sportmedizin und der Rehabilitation verwendet wird und den Muskeln durch sanfte Stromstöße Bewegungsimpulse vermittelt. Auf einer Leinwand verfolgt man Pina Bauschs Solo aus “Café Müller”, auf der Bühne sieht man, wie die Tänzerin maschinell gesteuert Bauschs Bewegungen nachvollzieht. Choy testet in seiner Performance, ob sich eine Choreographie rein von außen gesteuert erlernen lässt. Wissenschaftliches Experiment, flapsiger Kommentar auf den Tanzerbe-Diskurs und spielerische Kunstinstallation, wirft “Notion: Dance Fiction” gleichwohl ungemütliche Fragen auf: Werden Einfühlung, Tanztechnik und letztlich sogar der Profitänzer überflüssig? Und was, wenn diese Technik verwendet wird, um Menschen zu manipulieren? Die schöne neue Technikwelt hat eine dunkle Seite, die “Notion: Dance Fiction” nicht verschweigt.

Mit Annapaola Leso
Licht und Technische Leitung Andy Lim (stage ‘LIVE’), Yap Seok Hui

Unterstützt von National Art Council, Singapur 
In Kooperation mit Sophiensæle

Dauer: 55 Minuten