Rosemary Butcher, die britische ‘Ikone des New Dance’, gastiert mit vier Werken und einer Ausstellung ihres Archivprojekts Memory in the Present Tense erstmals bei Tanz im August. In “SCAN” (1999/2000) untersucht sie, inspiriert von einem Buch zur medizinischen Bildgebung, die Körper von vier Tänzern, die sich innerhalb eines rigiden Rasters aus Lichtprojektionen bewegen. In der Videoinstallation “After The Last Sky” (1995) widmet sich Butcher der körperlichen Isolationserfahrung des Exils und mentalen wie körperlichen Begrenzungen. Neben den Wiederaufnahmen dieser Stücke aus ihrem Repertoire präsentiert Rosemary Butcher zwei neue Arbeiten, die parallel zu ihrer Beschäftigung mit dem eigenen Archiv entstanden. Die Videoinstallation “Secrets of the Open Sea” (2014) und die Performance “The Test Pieces” (2014) kreisen beide um die Frage der Erinnerung und deren Verhältnis zu Gegenwart und Zukunft. Rosemary Butcher hat im Lauf von knapp 40 Jahren mehr als 50 Werke geschaffen, mit denen sie in weltweit über 40 Ländern aufgetreten ist und die ihr den Ruf als eine der radikalsten und innovativsten Choreografinnen Europas eingetragen haben.
Butchers Arbeit wurde wesentlich durch ihren Aufenthalt in New York von 1970 bis 1972 geprägt, wo sie als eine von wenigen europäischen Choreografinnen der Judson Group auf der Höhe ihres Schaffens begegnete. 1976 machte Butcher die britische Öffentlichkeit bei ihrer Performance in der Londoner Serpentine Gallery mit den Ideen der Gruppe bekannt und entwickelte in der Folge ihre eigene Bewegungssprache und choreografische Struktur. Auf der Suche nach ihrer eigenen künstlerischen Position öffnete Butcher ihren choreografischen Prozess für die Zusammenarbeit mit Musiker:innen, Künstler:innen, Filmemacher:innen und Architekt:innen. Die Ergebnisse präsentierte sie häufig außerhalb des traditionellen Bühnenraums und schuf sich so ihren ganz eigenen Platz in der zeitgenössischen europäischen Tanzszene. Butcher wurde 2014 für ihre künstlerischen Verdienste in den Order of the British Empire aufgenommen.
Als begeisterte Pädagogin hat Butcher neben ihrer choreografischen Arbeit immer auch als Lehrerin gearbeitet und von Kindern bis zu Studenten und Doktoranden an den Universitäten Surrey und Laban in London unterrichtet. 2003 erhielt sie ein Arts & Humanities Research Board Scholarship, 2007 eine Professur an der University of Middlesex (GB). Darüber hinaus hat sie regelmäßig im Ausland zu Fragen des choreografischen Prozesses gelehrt und sich als Mentorin engagiert.
“Memory in the Present Tense”, Berlin ist eine Produktion von Tanz im August / HAU Hebbel am Ufer in Kooperation mit der Akademie der Künste. Gefördert durch Arts Council England, British Council, Middlesex University, Why Not Assosiates, Dance 4 / Nottdance Festival, Tanztendenz München, Städtische Galerie im Lenbachhaus. In Kooperation mit Joint Adventures München.
Choreografie / Konzept Rosemary Butcher
Kuratorin / Produzentin Andrea Niederbuchner
Tänzer:innen (live performance, Berlin) Ben Ash, Elena Giannotti, Henry Montes, Charlie Morrissey, Lauren Potter, Lucy Suggate, Rahel Vonmoos
Ausstellungsdesign Anja Trudel
Recherche und Textarbeit Stefanie Sachsenmaier
Filmarchiv Sam Williams
Fotoarchiv David Ellis
Produktionsassistentinnen Theresa Pommerenke, Jana Mendelski
Projektmanagement Kompanie Laura Sweeney
Technische Leitung Gregor Knüppel
Mit Dank an Nigel Butcher, Susan Melrose, Nikki Milican, Claire Hicks, Paul Russ, David Jackson, Nele Hertling, Dr Johannes Odenthal und Caroline Rehberg.
Rosemary Butcher
Memory in the Present Tense
Editiert von Andrea Niederbuchner
Herausgegeben von Tanz im August / HAU Hebbel am Ufer 2016
Interviews mit Sigrid Gareis, Susan Leigh Foster, Lucinda Childs und Virve Sutinen
Softcover, 16 x 24 cm, 82 Seiten,
Edition 500
Preis: 15,00 €
Den Katalog können Sie hier kostenlos herunterladen. Wenn Sie den Katalog bestellen möchten, schreiben Sie uns an info@tanzimaugust.de.
Der Katalog Memory in the Present Tense dokumentiert das Archivprojekt von Rosemary Butcher für Tanz im August 2015 in der Akademie der Künste in Berlin und ist ein Beitrag zur Erhaltung und Verbreitung von Rosemary Butchers 'Spuren und Erinnerungen'. Er enthält Fotografien der Ausstellung und ihrer Artefakte, ein Gespräch mit der Kuratorin und Tanzwissenschaftlerin Sigrid Gareis über Butchers Gesamtwerk, ihren Werdegang und die Berliner Retrospektive sowie zwei Transkriptionen von Gesprächen, die während des Festivals stattfanden: eines mit der Choreografin und Tanzwissenschaftlerin Susan Leigh Foster über Butchers jüngste Stücke “The Test Pieces” und “Secrets of the Open Sea”, die Berliner Ausstellung und ihre Arbeit als Lehrerin sowie ein Gespräch mit Lucinda Childs und Virve Sutinen über die Judson Church Bewegung und wie sie Childs' und Butchers Arbeiten und jüngste Archivprojekte beeinflusst hat.
25.06.2015 Exberliner | “Muscles and memory”, von Rebecca Jacobson
17.08.2015 Süddeutsche Zeitung | “Probieren Sie's mal!”, von Dorion Weickmann
22.08.2015 taz | “Kraft der Erinnerung”, von Astrid Kaminski
03.09.2015 Frieze | “Verkomplizierte Einfachheit – Rosemary Butchers 'Scan' im HAU”, von Astrid Kaminski
15.07.2016 ramsayburt | “Remembering Rosemary Butcher”, von Ramsay Burt
20.07.2016 The Guardian | “Rosemary Butcher obituary”, von Judith Mackrell
01.08.2016 The Times | “Rosemary Butcher”
01.10.2016 tanz | “Abschied: Rosemary Butcher”, von Sandra Luzina
15.8.2015 | Meeting of Minds | Lucinda Childs und Rosemary Bucher | Moderation: Virve Sutinen
Haus der Berliner Festspiele
16.8.2015 | Artist Talk | Susan Leigh Foster spricht mit Rosemary Butcher
Akademie der Künste, Hanseatenweg