“Meine erste glückliche Entscheidung, als ich das konnte, war: Wir gründen eine TanzWerkstatt. Und wir hatten ein verhältnismäßig gutes Budget und wir konnten damit auch selber ein wenig jonglieren und das erste was wir gemacht haben, ...wir haben versucht, die Kompanien, die in Europa gerade erst bekannt wurden und die innerhalb ihrer eigenen Länder natürlich schon sehr bekannt waren, ausfindig zu machen und sie nach Berlin einzuladen. Und wie im Fall von Bagouet auch einen Auftrag zu geben. Und was wir damals gemerkt haben, und das war eigentlich ein Aha-Erlebnis, alle diese Choreografen und Kompanien, wie gesagt nicht mehr ganz unbekannt, hatten noch nie, keine, noch nie eine Arbeit einer der anderen gesehen. Weil die Erfahrung, die ja heute auch wieder so ist: Man wird zu einem Festival eingeladen, man spielt sein Stück, zack Probe, zwei Tage Aufführung und am nächsten Morgen schnell wieder weg, weil das Geld nicht reicht und die nächste Kompanie in die Hotels, die Theater einzieht. Das heißt keine der acht oder neun Gruppen kannte irgendeine andere Arbeit. Und das war unsere allererste Entscheidung, zu sagen, die Gruppen, die wir einladen, müssen sich bereit erklären, mindestens zwei Wochen in Berlin zu bleiben, alle miteinander. Und der zweite Grundsatz war – da wir eben wussten, dass die Berliner Szene noch sehr notleidend war –, ...die eingeladenen Kompanien müssen tagsüber Werkstattarbeit leisten und müssen mit Berliner Kollegen arbeiten. Denn es war ja auch noch ein anderer Grund dahinter...vor allen Dingen damals, nach der 750-Jahr-Feier, gab es in der Szene, nicht nur im Tanz, überall so eine Art Verärgerung, Neid zum Teil, und auch falsch verstandene Vorwürfe, dass es immer hieß, ihr gebt so viel Geld für Ausländer aus, wir brauchen das eigentlich. Und wir hatten, als wir anfingen mit dem Kulturstadtjahr Europa, in Berlin sehr viel Ablehnung, nicht nur aus der Presse, die ja auch total gegen uns war, aber vor allen Dingen auch aus der Berliner Kunstszene...so dass wir von Anfang an gesagt haben, Werkstatt bedeutet Arbeit mit euch. Und darüber haben wir dann eigentlich die Künstlerszene ein bisschen auf unsere Seite ziehen können... und das war total neu in Europa.”